Wo kommen unsere Wörter her und was bedeuten sie?

Wenn ich meinen Mitmenschen erzähle, dass ich Sprachwissenschaften studiert habe, kommen in der letzten Zeit immer wieder Fragen wie „Warum sagt man das so?“ oder „Wo kommt das Wort eigentlich her?“ Eine Sprache entwickelt sich, Bedeutungen ändern sich und immer wieder kommen neue Wörter dazu. Manchmal ist es gar nicht so leicht, herauszufinden, wo ein Wort überhaupt her kommt oder wann und wo es zum ersten Mal verwendet wurde. Wir verwenden viele Wörter heute nicht mehr in ihrer ursprünglichen Bedeutung.

Die Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit der Herkunft von Wörtern beschäftigt, ist die Etymologie. Etymologen suchen Erklärungen für die Entstehung eines Wortes. Die Ergebnisse werden dann in etymologischen Wörterbüchern (Herkunftswörterbuch) gesammelt. Oft wird ein Blick zurück in ältere Epochen der Sprache geworfen. Allein die Geschichte der deutschen Sprache geht bis ins frühe Mittelalter zurück. Der Entstehungsprozess begann im 6. Jahrhundert. Im Laufe dieser Zeit hat sich die Sprache immer wieder gewandelt – übrigens nicht nur auf Wortebene, sondern auch beispielsweise in Aussprache und Grammatik.

Fragen seit der Antike
Der Begriff Etymologie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie „Erklärung der in einem Wort innewohnenden Wahrheit“. Und in der Tat – zu Beginn war man auf der Suche nach der „Wahrheit“, die in einem Wort steckt. Schon die Philosophen der Antike beschäftigten sich mit Fragen rund um die Herkunft und Bedeutung von Wörtern. Heraklit von Ephesos fragte sich, inwieweit der Namen einer Sache dem Gegenstand, den er bezeichnet, entspricht. Platon beschäftigte sich mit der Richtigkeit der Namen. Er stellte zwei Thesen gegenüber: Der mythisch-religösen Theorie nach haben alle Wörter ihre Bedeutung von Natur aus. Die zweite These besagt, dass Wörter und ihre Bedeutung willkürlich von Menschen festgelegt wurden. Und auch in anderen Regionen der Welt, beispielsweise in China, beschäftigte man sich früh mit der Herkunft von Wörtern.

Heute schauen Etymologen, wie ein Wort entstand und welche Veränderungen es in seiner Geschichte erfahren hat. Wir bekommen dadurch auch ein besseres Verständnis für die Geschichte der Sprache und können alte Texte genauer verstehen. Beispielsweise verwendete man in Dichtungen in mittelhochdeutscher Sprache das Wort „vrouwe“ ausschließlich für adelige Damen und Ehefrauen von Feudalherren. Andere Frauen wurden als „wip“ bezeichnet. Schon früh empfand man „wip“ – wie heute das „Weib“ – als Schimpfwort bzw. als negativ konnotiert. Junge Mädchen nannte man „maget“, daraus wurde später die „Dienstmagd“. Im Laufe der Zeit entwickelte sich „vrouwe“ zu einer neutralen Bezeichnung, mit der jede Frau angesprochen werden konnte.

Bildquelle: pixarbay.com

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