Gendergerechte Sprache

Eines der umstrittensten Themen hierzulande ist seit einigen Jahren das Thema gendergerechte Sprache. Doch was ist gendergerechte Sprache überhaupt? Der Begriff definiert einen Sprachgebrauch, der bei Personenbezeichnungen alle Geschlechter (und damit nicht nur Mann und Frau) gleich behandelt. Das Ziel ist eine Gleichstellung aller Geschlechter in der gesprochenen und geschriebenen Sprache.

Ich möchte hier auf dieses wichtige und umfangreiche Themengebiet eingehen, kann dabei allerdings an dieser Stelle nur kurz auf einige Aspekte eingehen, was lediglich eine verkürzte Darstellung des Themas ist und sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Mehrere Schreibweisen möglich

Für die gendergerechte Sprache gibt es mehrere Möglichkeiten. Während „Teilnehmende“ eine neutralisierende Formulierung ist, bezieht sich „Teilnehmerinnen und Teilnehmer“ auf Männer und Frauen. Teilnehmer*innen bezieht alle Geschlechter ein. Neben dem Gendersternchen ist manchmal auch ein Unterstrich, ein Binnen-I oder ein Doppelpunkt zu lesen. Ich persönlich bevorzuge derzeit die Variante mit *, doch Sprache ist immer im Wandel, sodass ich möglicherweise in Zukunft auch eine andere Form wähle.

Warum wird eigentlich gegendert?

Ursprünglich kam aus der feministischen Sprachkritik die These, dass sich die Vormachtstellung von Männern in der Gesellschaft auch in der Sprache zeigt. Das Ziel ist es, Frauen auch durch Sprache sichtbar zu machen und zu repräsentieren. Mittlerweile gibt es für viele Berufsbezeichnungen auch die weibliche Form, beispielsweise seit 2005 auch ein weibliches Pendant zum „Kanzler“. Diese Herangehensweise ist jedoch ebenfalls teilweise umstritten, da unter anderem weiter die männliche Form zugrunde liegt und weitere Geschlechter nicht einbezogen werden.

Mittlerweile hat der DUDEN in seiner neuesten Ausgaben erstmals Empfehlungen zur geschlechtergerechten Schreibung veröffentlicht (mehr dazu finden Sie hier, hier und hier). Der DUDEN stellt dabei die Möglichkeiten zur gendergerechten Sprache vor, gibt aber auch an, dass es keine festgelegte Norm gibt.

Auseinandersetzung mit Thema wichtig

Zusammengefasst denke ich, dass es für jede*n, der*die sich mit Sprache und Sprachen befasst, wichtig ist, sich auch mit gendergerechter Sprache zu beschäftigen. Sensibilität bei gesellschaftlichen Aspekten und Genderfragen ist ein wichtiger Beitrag zu Inklusion und Akzeptanz. Doch welche Schreibweise sich langfristig durchsetzt, wird die Zeit zeigen. Im Übrigen gibt es mittlerweile auch Webseiten mit Tipps und Tricks rund um gendergerechte Sprache. Ein Beispiel ist https://www.genderleicht.de/.

Ein Blick in andere Sprachen

Ein Blick in andere Sprachen zeigt, wie Menschen auch anderes mit dem Thema gendergerechte Sprache umgehen können. Im Englischen gibt es für die meisten Berufsbezeichnung und ähnliche Begriffe ohnehin nur ein Wort. Ein „singer“ kann jedweden Geschlechts sein. Bei Personalpronomen ist schon seit dem 14. Jahrhundert auch der Plural „they/them“ üblich und wird in der singulären Bedeutung als Alternative zu „she“ und „he“ verwendet, insbesondere wenn das Geschlecht der Person weder männlich noch weiblich ist oder wenn es unklar ist, welches Geschlecht eine Person hat.

Im Schwedischen gibt es seit einigen Jahren neben „han“ („er“) und „hon“ („sie“) auch das geschlechtsneutrale Pronomen „hen“. Dieses Pronomen kann für eine Person mit neutraler Geschlechtsidentität verwendet werden oder wenn unklar ist, welches Geschlecht eine Person hat.

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Besondere Wörter: Die Wörter des Jahres

Zum Jahreswechsel werden seit Jahrzehnten das „Wort des Jahres“ und auch das „Unwort des Jahres“ gewählt. Der Langenscheidt-Verlag prämiert seit einigen Jahren zudem das „Jugendwort des Jahres“. Die Wahlen zum Wort des Jahres sind eine der wenigen Gelegenheiten, an denen das Thema Sprache in den Medien besprochen und so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird.

Das Wort des Jahres

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden prämierte 1971 erstmals ihr „Wort des Jahres“. Dabei handelt es sich um Wörter und Ausdrücke, die im abgelaufenen Jahr in der Öffentlichkeit sehr präsent waren. Oft geht es hier um wichtige gesellschaftliche Themen. Das erste Wort des Jahres war „aufmüpfig“ und bezog sich damals auf die 68-er Bewegung. 2018 landete das Wort „Heißzeit“ auf dem ersten Platz und nimmt Bezug auf den außergewöhnlich warmen Sommer .

Meist handelt es sich beim „Wort des Jahres“ um Neologismen, also Wortneuschöpfungen. Taucht ein neues Wort innerhalb einer Sprachgemeinschaft nach und nach immer wieder auf, kann es früher oder später in den allgemeinen Wortschatz aufgenommen werden. Die Sprecher empfingen ein Wort zu Beginn noch als neu, im Laufe der Zeit werden sie jedoch Teil des sprachlichen Alltags. Beispielsweise war das „Wort des Jahres 1995“ Multimedia. Damals waren neue Medien noch jung, heute sind sie für uns Teil des täglichen Lebens.

Das Jugendwort des Jahres

Seit 2008 wird auch das „Jugendwort des Jahres“ ausgezeichnet. 2018 schaffte es „Ehrenmann“ bzw. „Ehrenfrau“ auf den ersten Platz . Als „Ehrenmann“ oder „Ehrenfrau“ wird ein besonders freundlicher Mensch bezeichnet. Das „Jugendwort des Jahres“ wird von einer Jury des Langenscheidt-Verlags ausgewählt, in der neben Jugendlichen auch Journalisten und Sprachwissenschaftler sitzen.

Das Unwort des Jahres

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die „Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“. Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 ausgewählt und will auf Wörter hinweisen, die beispielsweise gegen die Menschenwürde verstoßen oder sachlich unangemessen sind. Damit ist das „Unwort des Jahres“ eine Form der Sprachkritik, die die Bevölkerung für einen unangemessenen Umgang mit Sprache sensibilisieren und zur Reflexion anregen will.

Da das „Unwort des Jahres“ erst zu Beginn des neuen Jahres bekannt gegeben wird, konnten noch bis zum 31. Dezember Vorschläge bei der Jury eingereicht werden. Die Jury möchte vor allem auf Wörter aufmerksam machen, die gegen die Menschenwürde verstoßen, als diskriminierend wahrgenommen werden oder gegen die Grundlagen der Demokratie verstoßen.

Im letzten Jahr wurden der Begriff „alternative Fakten“ zum Unwort gewählt. Die Jury sah darin eine irreführende Formulierung, mit der falsche Behauptungen und Nachrichten in der öffentlichen Diskussion als legitim dargestellt werden sollen. In der Jury sitzen vor allem Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler . In diesem Jahr könnte der vom bayrischen Ministerpräsidenten geprägte Begriff „Asyltourismus “ gute Chancen auf das „Unwort des Jahres“ haben, zumindest lag „Asyltourismus“ hinsichtlich der Anzahl der Vorschläge aus der Öffentlichkeit vorne. Auch „Ankerzentren“ und „Anti-Abschiebe-Industrie“ waren unter den Einsendungen.

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Faszinierende Sprachen

Es gibt über 6.000 Sprachen auf der Welt. Leider verlassen uns immer wieder einige davon. Mit ihren Sprechern stirbt auch eine Sprache. Man sagt, dass über die Hälfte der zurzeit in aller Welt gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht sind.

Neben dem Tod der letzten Sprecher ist ein weiterer Grund, dass diese Sprachen von Eltern nicht mehr an ihre Kinder weitergegeben werden. Eltern entscheiden sich beispielsweise für eine Sprache mit mehr Prestige für ihre Kinder, die diese dann als Muttersprache lernen. Häufig spielen hier auch Migration und wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Einer These unter Sprachwissenschaftlern zufolge werden in den nächsten 100 Jahren ein großer Teil der heute gesprochenen Sprachen verschwinden.

Bekannte und unbekannte Sprachen

Neben den vielen bekannten Sprachen von Englisch über Suaheli bis Armenisch gibt es eine große Zahl an weniger bekannten Sprachen. Hierzu gehören beispielsweise Regionalsprachen, von denen das Katalanisch womöglich die bekannteste ist, und Kreolsprachen. Daneben existieren Mischsprachen wie das Michif in Kanada und sogar künstliche Sprachen wie Esperanto.

Regionalsprachen werden lediglich in einer bestimmten Region gesprochen. Gelegentlich wird auch der Begriff Minderheitensprache dem Begriff der Regionalsprache gleichgesetzt. Viele der bis heute in Europa gesprochenen Regionalsprachen wie das Baskische im Norden Spaniens oder das Bretonische an der Nordküste Frankreichs sind durchaus standardisiert, verfügen also über eine feste Grammatik und einen bestimmen Wortschatz. Oft sind auch mehr oder weniger große Ähnlichkeiten zur Hauptsprache des Landes zu erkennen. Einige Regionalsprachen sind allerdings auch Dialekten sehr ähnlich.

Regionalsprachen unter dem Schutz der EU

In der EU haben Regional- und Minderheitensprachen heute eine besondere Stellung und stehen seit 1992 unter dem Schutz der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Deutschland hat die Charta verifiziert, während Frankreich diesen Schritt bisher unterlassen hat. In Deutschland gilt das Niederdeutsche als Regionalsprache, während Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Romanes als Minderheitensprachen eingeordnet werden.

Niederdeutsch im hohen Norden

Niederdeutsch wird im Norden Deutschlands gesprochen und ist manchem sicher eher unter dem Namen Plattdeutsch geläufig. Übrigens wird auch in den Niederlanden Niederdeutsch gesprochen. Die Sprache lässt sich in zahlreiche Dialekte unterteilen, die teilweise dem Englischen und dem Friesischen sehr ähnlich sind.

Friesisch in Deutschland und den Niederlanden

Friesisch wird bis heute vor allem in den Niederlanden noch von rund 400.000 Menschen gesprochen. Nordfriesisch wird in Nordfriesland und auf Helgoland gesprochen. Sprecher der einzelnen Dialekte des Nordfriesischen können sich übrigens untereinander kaum verständigen. Das Nordfriesische weist nur noch wenige Sprecher auf und ist damit stark vom Aussterben bedroht.

Ostfriesisch wurde früher vor allem in Ostfriesland, in der Provinz Groningen und im nördlichen Oldenburg gesprochen. Die Sprache ist heute so gut wie ausgestorben. Hier wird jedoch noch das Saterfriesisch gesprochen.

Lebendiges Saterfriesisch

Diese Variante des Ostfriesischen wird in der Gemeinde Saterland im Landkreis Cloppenburg gesprochen. Allerdings gibt es nur noch rund 1.500 bis 2.500 Sprecher. Die Region ist damit eine der kleinsten Sprachinseln in Europa. Die Sprecher versuchen dennoch, ihre Sprache am Leben zu erhalten. Durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen wird auch das Saterfriesische geschützt und gefördert. Unter anderem gibt es in der Region zweisprachige Ortsschilder und auch in Schulen und Kindergärten können einige Schüler Saterfriesisch lernen.

Westfriesisch ist in der niederländischen Provinz Friesland verbreitet und wird dort bis heute von einigen hunderttausend Menschen als Muttersprache gesprochen.

Das Sorbische in der Lausitz

In der Ober- und Niederlausitz werden zudem das Obersorbische und das Niedersorbische gesprochen. Zwischen beiden Sprachgebieten gibt es einige Dialekte, die beide Sprachen verbinden. Das Sorbische gehört zu den slawischen Sprachen. In Sachsen und Brandenburg leben heute etwa 60.000 Sorben. Viele davon sprechen jedoch Deutsch als Muttersprache, daher wird die Sprecherzahl des Sorbischen deutlich geringer sein.

Zur Sprecherzahl liegen nur Schätzungen vor. Niedersorbisch sprechen wohl etwa 7.000 Menschen. Daher könnte die Sprache bald aussterben. Obersorbisch wird von rund 13.000 Menschen gesprochen.

Sorbisch im Schulwesen und den Medien

Im sorbischen Sprachgebiet ist die Sprache auch im Schulwesen verbreitet. An 25 Grundschulen und einigen weiterführenden Schulen wird die Sprache unterrichtet; an einigen Gymnasien müssen die Schüler das Fach Sorbisch sogar als Pflichtfach belegen.

Außerdem gibt es einige Zeitungen und Zeitschriften in sorbischer Sprache. Auch im Radio gibt es einige Programme auf Sorbisch und sogar Wikipedia hat beide Varianten der Sprache für sich entdeckt. In Leipzig widmet sich das Sorabistik-Institut der Universität Leipzig der Sprache.

Darüber hinaus ist in Deutschland Romani (hier auch als Romanes bekannt) als Minderheitensprache anerkannt. Romanes ist die Sprache der Roma und gehört zur indoarischen Sprachfamilie. Die Sprache ist damit beispielsweise mit Urdu und Hindi verwandt.

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