Es gibt über 6.000 Sprachen auf der Welt. Leider verlassen uns immer wieder einige davon. Mit ihren Sprechern stirbt auch eine Sprache. Man sagt, dass über die Hälfte der zurzeit in aller Welt gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht sind.
Neben dem Tod der letzten Sprecher ist ein weiterer Grund, dass diese Sprachen von Eltern nicht mehr an ihre Kinder weitergegeben werden. Eltern entscheiden sich beispielsweise für eine Sprache mit mehr Prestige für ihre Kinder, die diese dann als Muttersprache lernen. Häufig spielen hier auch Migration und wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Einer These unter Sprachwissenschaftlern zufolge werden in den nächsten 100 Jahren ein großer Teil der heute gesprochenen Sprachen verschwinden.
Bekannte und unbekannte Sprachen
Neben den vielen bekannten Sprachen von Englisch über Suaheli bis Armenisch gibt es eine große Zahl an weniger bekannten Sprachen. Hierzu gehören beispielsweise Regionalsprachen, von denen das Katalanisch womöglich die bekannteste ist, und Kreolsprachen. Daneben existieren Mischsprachen wie das Michif in Kanada und sogar künstliche Sprachen wie Esperanto.
Regionalsprachen werden lediglich in einer bestimmten Region gesprochen. Gelegentlich wird auch der Begriff Minderheitensprache dem Begriff der Regionalsprache gleichgesetzt. Viele der bis heute in Europa gesprochenen Regionalsprachen wie das Baskische im Norden Spaniens oder das Bretonische an der Nordküste Frankreichs sind durchaus standardisiert, verfügen also über eine feste Grammatik und einen bestimmen Wortschatz. Oft sind auch mehr oder weniger große Ähnlichkeiten zur Hauptsprache des Landes zu erkennen. Einige Regionalsprachen sind allerdings auch Dialekten sehr ähnlich.
Regionalsprachen unter dem Schutz der EU
In der EU haben Regional- und Minderheitensprachen heute eine besondere Stellung und stehen seit 1992 unter dem Schutz der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Deutschland hat die Charta verifiziert, während Frankreich diesen Schritt bisher unterlassen hat. In Deutschland gilt das Niederdeutsche als Regionalsprache, während Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Romanes als Minderheitensprachen eingeordnet werden.
Niederdeutsch im hohen Norden
Niederdeutsch wird im Norden Deutschlands gesprochen und ist manchem sicher eher unter dem Namen Plattdeutsch geläufig. Übrigens wird auch in den Niederlanden Niederdeutsch gesprochen. Die Sprache lässt sich in zahlreiche Dialekte unterteilen, die teilweise dem Englischen und dem Friesischen sehr ähnlich sind.
Friesisch in Deutschland und den Niederlanden
Friesisch wird bis heute vor allem in den Niederlanden noch von rund 400.000 Menschen gesprochen. Nordfriesisch wird in Nordfriesland und auf Helgoland gesprochen. Sprecher der einzelnen Dialekte des Nordfriesischen können sich übrigens untereinander kaum verständigen. Das Nordfriesische weist nur noch wenige Sprecher auf und ist damit stark vom Aussterben bedroht.
Ostfriesisch wurde früher vor allem in Ostfriesland, in der Provinz Groningen und im nördlichen Oldenburg gesprochen. Die Sprache ist heute so gut wie ausgestorben. Hier wird jedoch noch das Saterfriesisch gesprochen.
Lebendiges Saterfriesisch
Diese Variante des Ostfriesischen wird in der Gemeinde Saterland im Landkreis Cloppenburg gesprochen. Allerdings gibt es nur noch rund 1.500 bis 2.500 Sprecher. Die Region ist damit eine der kleinsten Sprachinseln in Europa. Die Sprecher versuchen dennoch, ihre Sprache am Leben zu erhalten. Durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen wird auch das Saterfriesische geschützt und gefördert. Unter anderem gibt es in der Region zweisprachige Ortsschilder und auch in Schulen und Kindergärten können einige Schüler Saterfriesisch lernen.
Westfriesisch ist in der niederländischen Provinz Friesland verbreitet und wird dort bis heute von einigen hunderttausend Menschen als Muttersprache gesprochen.
Das Sorbische in der Lausitz
In der Ober- und Niederlausitz werden zudem das Obersorbische und das Niedersorbische gesprochen. Zwischen beiden Sprachgebieten gibt es einige Dialekte, die beide Sprachen verbinden. Das Sorbische gehört zu den slawischen Sprachen. In Sachsen und Brandenburg leben heute etwa 60.000 Sorben. Viele davon sprechen jedoch Deutsch als Muttersprache, daher wird die Sprecherzahl des Sorbischen deutlich geringer sein.
Zur Sprecherzahl liegen nur Schätzungen vor. Niedersorbisch sprechen wohl etwa 7.000 Menschen. Daher könnte die Sprache bald aussterben. Obersorbisch wird von rund 13.000 Menschen gesprochen.
Sorbisch im Schulwesen und den Medien
Im sorbischen Sprachgebiet ist die Sprache auch im Schulwesen verbreitet. An 25 Grundschulen und einigen weiterführenden Schulen wird die Sprache unterrichtet; an einigen Gymnasien müssen die Schüler das Fach Sorbisch sogar als Pflichtfach belegen.
Außerdem gibt es einige Zeitungen und Zeitschriften in sorbischer Sprache. Auch im Radio gibt es einige Programme auf Sorbisch und sogar Wikipedia hat beide Varianten der Sprache für sich entdeckt. In Leipzig widmet sich das Sorabistik-Institut der Universität Leipzig der Sprache.
Darüber hinaus ist in Deutschland Romani (hier auch als Romanes bekannt) als Minderheitensprache anerkannt. Romanes ist die Sprache der Roma und gehört zur indoarischen Sprachfamilie. Die Sprache ist damit beispielsweise mit Urdu und Hindi verwandt.
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