Words matter oder die Macht der Worte

„Words matter“ ist eine Formulierung (oder gar Forderung), die insbesondere in den USA immer wieder zu hören ist. Eine deutsche Übersetzung ist schwierig. Ich würde „Words matter“ als „Worte machen einen Unterschied“ übersetzen. Gemeint ist, dass Worte wichtig sind und Taten auslösen können. Worte prägen zudem unsere Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata.

Lösen Worte Taten aus?

Zuletzt fiel die Formulierung „Words matter“ immer wieder in Zusammenhang mit Donald Trump. Am 6. Januar 2021 sagte der Ex-Präsident in seiner Rede vor dem Kapitol in Washington unter anderem:

“Now it is up to Congress to confront this egregious assault on our democracy. And after this, we’re going to walk down and I’ll be there with you. We’re going to walk down — (APPLAUSE) — we’re going to walk down. Anyone you want, but I think right here, we’re going to walk down to the Capitol — (APPLAUSE) — and we’re going to cheer on our brave senators and congressmen and women, and we’re probably not going to be cheering so much for some of them. (LAUGHTER) Because you’ll never take back our country with weakness. You have to show strength and you have to be strong.”

(Transkript der Washington Post https://www.washingtonpost.com/politics/interactive/2021/annotated-trump-speech-jan-6-capitol/)

„ We’re going to walk down“. Ist dies ein Aufruf zu dem, was später an diesem Tag am Kapitol geschah? Dies haben die Abgeordneten des US-Kongresses während des zweiten Impeachments (Amtsenthebungsverfahrens) gegen Donald Trump zu entscheiden. Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass man Worte sehr vorsichtig wählen sollte, da die Interpretation (ungewollte) Taten zur Folge haben kann.

Worte haben Macht

Worte haben Macht und sind unser wichtigster Kommunikationsweg. Sprache ist zudem eng mit unserem Denken verbunden. Sogar unsere Muttersprache beeinflusst, wie wir die Welt sehen. Zudem können Worte verändern, wie wir denken und Wörter können uns unbewusst beeinflussen. Dabei werden wir nicht nur in der Politik oder der Werbung von der Macht der Worte beeinflusst; Worte beeinflussen Tag für Tag, wie wir denken und handeln und sogar was wir wie wahrnehmen und woran wir uns erinnern.

Schon Wilhelm von Humboldt befasste sich mit der Frage, wie eng Sprache und Denken zusammenhängen. In „Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts“ aus dem Jahr 1836 heißt es:

„Die Sprache ist gleichsam die äußerliche Erscheinung des Geistes der Völker; ihre Sprache ist ihr Geist und ihr Geist ihre Sprache; man kann sich beide nie identisch genug denken.“

(https://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Sprache&f_autor=1847_Wilhelm+von+Humboldt)

Sprache und Denken sind eng verbunden

Mit der Frage, wie eng Sprache, Denken und damit auch Handeln zusammenhängen, beschäftigen sich Linguisten, Hirnforscher und Philosophen schon lange. Einige von ihnen vertreten die These, dass Sprache unser Denken bestimmt. Worte prägen damit unser Denken und Handeln. Schon mit dem Erlernen der Muttersprache lernen wie bestimmte Denkmuster, die unser Handeln beeinflussen. Wie Worte uns bewegen, merken wir beispielsweise in einem Roman oder einem Lied, die uns berühren. Worte können verletzten oder uns zu tränen rühren. Oft denken wir über Worte, die wir gelesen, gesagt oder gehört haben noch tagelang nach.

Worte helfen uns dabei, Informationen einzuordnen. Wir bilden im Gehirn Verknüpfungen und Assoziationen. Eine besonders große Macht üben dabei Metaphern aus, die bestimmte Bilder entstehen lassen. Gerade in politischen Debatten können Metaphern sehr wirksam sein – nicht nur als rhetorisches Mittel. Metaphern können Bedeutungen verändern und Handlungen auslösen. Ein Beispiel ist die Metapher des „Kriegs gegen den Terror“, der letztlich zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak geführt hat. Metaphern haben damit die Macht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Bedeutungsunterschiede schon durch kleine Worte

Manchmal können schon kleine Worte wie Artikel unsere Wahrnehmung und wie wir die Welt sehen, beeinflussen. Ein Experiment ergab, dass Muttersprachler des Deutschen Brücken (im Deutschen „die Brücke“) als elegant und friedlich empfinden, spanische Muttersprachler (im Spanischen „el puente“ mit männlichem Artikel) eine Brücke als gewaltig und stark empfinden.

Die Muttersprache kann sogar so grundlegende Dinge wie die räumliche Orientierung prägen. In einigen Sprache gibt es beispielsweise keine Begriffe für „links“ oder „rechts“. Auch die Farbwahrnehmung kann von der Muttersprache geprägt sein. In einigen Sprachen ist beispielsweise das Wort für „grün“ und das Wort für „blau“ gleich. Andere Sprachen hingegen unterscheiden nach verschiedenen Blautönen.

Sprache kann darüber hinaus beeinflussen, an was wir uns erinnern. Muttersprachler des Englischen benennen beispielsweise oft, wer etwas getan hat. Sprecher des Spanischen oder des Japanischen beschreiben oft eher den Vorgang, der Verursacher ist weniger wichtig. Zeitkonzepte sind ebenfalls in einigen Sprachen anders, als wir es aus dem Deutschen gewohnt sind.

Wortwahl reflektieren

Die Macht der Sprache zeigt sich damit in verschiedensten Ausprägungen. Diese Beispiele zeigen, wie sich Sprache auf unsere Wahrnehmung und unser Handeln auswirkt. Daher ist es nicht nur für Menschen in verantwortungsvollen Positionen wichtig, die eigene Wortwahl und wie sich diese auf das Denken und die Wahrnehmung der Zuhörer*innen oder Leser*innen auswirken kann, zu reflektieren. Wir alle sollten unserer Wortwahl mehr Beachtung und Aufmerksamkeit schenken, denn Worte beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Handeln.

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Wie und wann entstanden Sprachen?

Diese Frage ist bis heute nicht abschließend beantwortet. Einige Wissenschaftler gehen von einer Ursprache aus, aus der sich alle weiteren Sprachen entwickelt haben. Diese Theorie ist allerdings durchaus umstritten. Dennoch geht man davon aus, dass die Grundlage der Kommunikation schon auf Affen zurückgeht.

Erste Grundlagen von Sprache vor fast zwei Millionen Jahren

Der Homo erectus, ein Urmensch, der wohl vor fast zwei Millionen Jahren lebte, begann dann, tierische Laute zu verfeinern. Die Kommunikation beschränkte sich wohl jedoch weiter auf alltägliche Dinge. Eine Grammatik gab es in den Anfangszeiten der Sprache noch nicht. Bis die Kommunikation, die wir heute als Sprache beschreiben, entstand, dauerte es noch eine ganze Weile.

Wann jedoch wirklich die erste Sprache oder die ersten Sprachen entstanden, wird in der Forschung diskutiert. Eine der am weitesten verbreiteten Theorien ist, dass die Menschheit, die sich von Afrika aus in aller Welt verbreitete, bereits eine Sprache mitbrachte. Aus dieser Ursprache heraus entwickelten sich dann regionale Formen, aus denen letztlich die heute über 6.000 gesprochenen Sprachen hervorgingen. Andere Forscher gehen davon aus, dass sich eine komplexere Kommunikation erst lange nach der Auswanderung der Menschen aus Afrika entwickelt hat.

Alle Sprachen mit gemeinsamem Ursprung?

Mit der Geschichte und dem Ursprung von Sprachen haben sich im Laufe der Geschichte nicht nur Sprachwissenschaftler, sondern auch Philosophen und andere Gelehrte beschäftigt. Beispielsweise schrieb Jacob Grimm 1851 ein Buch mit dem Titel „Über den Ursprung der Sprache“.

Die Theorie, dass alle Sprachen der Welt einen gemeinsamen Ursprung haben, wird als Monoglottogenese oder Monogenese bezeichnet. Theorien der Polygenese gehen davon aus, dass sich mehrere Sprachen zu unterschiedlicher Zeit an unterschiedlichen Orten der Welt entwickelt haben. Dazu kommen weitere Theorien. Dies zeigt, dass bisher die Frage, wie Sprachen entstanden sind, noch nicht abschließend beantwortet wurde.

Auch die Frage nach der ältesten oder ersten Sprache der Welt wird diskutiert. Das Sumerische gilt als die erste Sprache, für die vor über 3.000 Jahren eine Schrift entwickelt wurde. Aramäisch ist ebenfalls eine sehr alte Sprache und soll über 3.000 Jahre alt sein. Damit gilt das Aramäisch als die älteste noch gesprochene Sprache. Altgriechisch soll rund 2.800 Jahre alt sein. Eine der ältesten Sprachen, für die eine Schrift entwickelt wurde, ist Tamil. Tamil wird im Süden Indiens sowie in Sri Lanka, Malaysia und Singapur gesprochen.

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Gendergerechte Sprache

Eines der umstrittensten Themen hierzulande ist seit einigen Jahren das Thema gendergerechte Sprache. Doch was ist gendergerechte Sprache überhaupt? Der Begriff definiert einen Sprachgebrauch, der bei Personenbezeichnungen alle Geschlechter (und damit nicht nur Mann und Frau) gleich behandelt. Das Ziel ist eine Gleichstellung aller Geschlechter in der gesprochenen und geschriebenen Sprache.

Ich möchte hier auf dieses wichtige und umfangreiche Themengebiet eingehen, kann dabei allerdings an dieser Stelle nur kurz auf einige Aspekte eingehen, was lediglich eine verkürzte Darstellung des Themas ist und sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Mehrere Schreibweisen möglich

Für die gendergerechte Sprache gibt es mehrere Möglichkeiten. Während „Teilnehmende“ eine neutralisierende Formulierung ist, bezieht sich „Teilnehmerinnen und Teilnehmer“ auf Männer und Frauen. Teilnehmer*innen bezieht alle Geschlechter ein. Neben dem Gendersternchen ist manchmal auch ein Unterstrich, ein Binnen-I oder ein Doppelpunkt zu lesen. Ich persönlich bevorzuge derzeit die Variante mit *, doch Sprache ist immer im Wandel, sodass ich möglicherweise in Zukunft auch eine andere Form wähle.

Warum wird eigentlich gegendert?

Ursprünglich kam aus der feministischen Sprachkritik die These, dass sich die Vormachtstellung von Männern in der Gesellschaft auch in der Sprache zeigt. Das Ziel ist es, Frauen auch durch Sprache sichtbar zu machen und zu repräsentieren. Mittlerweile gibt es für viele Berufsbezeichnungen auch die weibliche Form, beispielsweise seit 2005 auch ein weibliches Pendant zum „Kanzler“. Diese Herangehensweise ist jedoch ebenfalls teilweise umstritten, da unter anderem weiter die männliche Form zugrunde liegt und weitere Geschlechter nicht einbezogen werden.

Mittlerweile hat der DUDEN in seiner neuesten Ausgaben erstmals Empfehlungen zur geschlechtergerechten Schreibung veröffentlicht (mehr dazu finden Sie hier, hier und hier). Der DUDEN stellt dabei die Möglichkeiten zur gendergerechten Sprache vor, gibt aber auch an, dass es keine festgelegte Norm gibt.

Auseinandersetzung mit Thema wichtig

Zusammengefasst denke ich, dass es für jede*n, der*die sich mit Sprache und Sprachen befasst, wichtig ist, sich auch mit gendergerechter Sprache zu beschäftigen. Sensibilität bei gesellschaftlichen Aspekten und Genderfragen ist ein wichtiger Beitrag zu Inklusion und Akzeptanz. Doch welche Schreibweise sich langfristig durchsetzt, wird die Zeit zeigen. Im Übrigen gibt es mittlerweile auch Webseiten mit Tipps und Tricks rund um gendergerechte Sprache. Ein Beispiel ist https://www.genderleicht.de/.

Ein Blick in andere Sprachen

Ein Blick in andere Sprachen zeigt, wie Menschen auch anderes mit dem Thema gendergerechte Sprache umgehen können. Im Englischen gibt es für die meisten Berufsbezeichnung und ähnliche Begriffe ohnehin nur ein Wort. Ein „singer“ kann jedweden Geschlechts sein. Bei Personalpronomen ist schon seit dem 14. Jahrhundert auch der Plural „they/them“ üblich und wird in der singulären Bedeutung als Alternative zu „she“ und „he“ verwendet, insbesondere wenn das Geschlecht der Person weder männlich noch weiblich ist oder wenn es unklar ist, welches Geschlecht eine Person hat.

Im Schwedischen gibt es seit einigen Jahren neben „han“ („er“) und „hon“ („sie“) auch das geschlechtsneutrale Pronomen „hen“. Dieses Pronomen kann für eine Person mit neutraler Geschlechtsidentität verwendet werden oder wenn unklar ist, welches Geschlecht eine Person hat.

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Was ist Leichte Sprache?

Sprache verändert sich immer wieder und passt sich an neue Gegebenheiten an. Eine schöne Entwicklung der letzten Jahre ist für mich die sogenannte Leichte Sprache. Doch was ist das überhaupt? Grundsätzlich sollen bei der Leichten Sprache alle Ausdrucksweisen und die verwendeten Worte besonders leicht zu verstehen sein.

Eigenes Regelwerk für Leichte Sprache

Der Verein Netzwerk Leichte Sprache hat sogar ein eigenes Regelwerk erstellt, dass immer wieder aktualisiert wird. Darin sind Sprach- und Rechtschreibregeln sowie Empfehlungen zur Typografie enthalten. Leichte Sprache soll Menschen dabei helfen, einen Text zu verstehen, die aus den unterschiedlichsten Gründen über vergleichsweise geringe Kompetenzen in der deutschen Sprache verfügen. Damit ist Leichte Sprache auch ein Beitrag zu Inklusion und Barrierefreiheit. So können auch Menschen, die erst kürzlich Deutsch gelernt haben oder kognitive Einschränkungen haben, einen Text verstehen und Informationen erhalten.

Grundlagen der Leichten Sprache sind:

  • kurze Sätze
  • eine Aussage pro Satz
  • Verwendung von Aktivsätzen
  • schwierige grammatische Konstruktionen wie Konjunktiv oder Genitiv vermeiden
  • Verzicht auf Sonderzeichen oder Jahreszahlen

Allerdings ist klar zu betonen, dass die Leichte Sprache keine „Kindersprache“ ist. Beispielsweise sollten Verfasser*innen von Texten in Leichter Sprache darauf achten, ihre Leser*innen je nach Text mit „Sie“ anzusprechen.

Tipps für Leichte Sprache

Oft sind komplexe Wörter leichter zu verstehen, wenn sie mit Bindestrichen oder getrennt geschrieben werden. Aus „Bundestag“ wird dann „Bundes tag“ und aus Weltall „Welt-All“. Zudem solle wann immer möglich auf abstrakte Begriffe oder Metaphern verzichtet werden. Falls dies nicht möglich ist, sollten diese ebenso wie Fremd- oder Fachwörter sowie Abkürzungen erklärt werden. Der Text selbst sollte übersichtlich gestaltet sein. Oft beginnt jeder neue Satz in einer neuen Zeile, damit der Text leichter lesbar ist. Auch Aufzählungen und Bilder sind vielfach hilfreich, damit der Text besser verständlich wird.

Immer häufiger werden Texte aus der Standardsprache in Leichte Sprache übertragen, damit auch Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, selbstbestimmt Zugang zu Informationen bekommen. Oft werden die Texte vor der Veröffentlichung sogar von Prüfern gelesen.

Leichte Sprache bei Behörden und in Medien

Mittlerweile nutzen einige Behörden die Leichte Sprache und auf vielen Webseiten können Leser*innen mit einem Klick zur Leichten Sprache wechseln. Sogar die Webseite des Bundestags ist in Leichter Sprache zu finden. Einige Medien gehen diesen Weg ebenfalls. Mir ist die Leichte Sprache vor einigen Jahren zum ersten Mal auf der Webseite des ndr begegnet. Der ndr stellt viele Nachrichten in Leichter Sprache zusammen, sodass sich beispielsweise derzeit Menschen barrierefrei über das Coronavirus informieren können.

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Besondere Wörter: Die Wörter des Jahres

Zum Jahreswechsel werden seit Jahrzehnten das „Wort des Jahres“ und auch das „Unwort des Jahres“ gewählt. Der Langenscheidt-Verlag prämiert seit einigen Jahren zudem das „Jugendwort des Jahres“. Die Wahlen zum Wort des Jahres sind eine der wenigen Gelegenheiten, an denen das Thema Sprache in den Medien besprochen und so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird.

Das Wort des Jahres

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden prämierte 1971 erstmals ihr „Wort des Jahres“. Dabei handelt es sich um Wörter und Ausdrücke, die im abgelaufenen Jahr in der Öffentlichkeit sehr präsent waren. Oft geht es hier um wichtige gesellschaftliche Themen. Das erste Wort des Jahres war „aufmüpfig“ und bezog sich damals auf die 68-er Bewegung. 2018 landete das Wort „Heißzeit“ auf dem ersten Platz und nimmt Bezug auf den außergewöhnlich warmen Sommer .

Meist handelt es sich beim „Wort des Jahres“ um Neologismen, also Wortneuschöpfungen. Taucht ein neues Wort innerhalb einer Sprachgemeinschaft nach und nach immer wieder auf, kann es früher oder später in den allgemeinen Wortschatz aufgenommen werden. Die Sprecher empfingen ein Wort zu Beginn noch als neu, im Laufe der Zeit werden sie jedoch Teil des sprachlichen Alltags. Beispielsweise war das „Wort des Jahres 1995“ Multimedia. Damals waren neue Medien noch jung, heute sind sie für uns Teil des täglichen Lebens.

Das Jugendwort des Jahres

Seit 2008 wird auch das „Jugendwort des Jahres“ ausgezeichnet. 2018 schaffte es „Ehrenmann“ bzw. „Ehrenfrau“ auf den ersten Platz . Als „Ehrenmann“ oder „Ehrenfrau“ wird ein besonders freundlicher Mensch bezeichnet. Das „Jugendwort des Jahres“ wird von einer Jury des Langenscheidt-Verlags ausgewählt, in der neben Jugendlichen auch Journalisten und Sprachwissenschaftler sitzen.

Das Unwort des Jahres

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die „Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“. Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 ausgewählt und will auf Wörter hinweisen, die beispielsweise gegen die Menschenwürde verstoßen oder sachlich unangemessen sind. Damit ist das „Unwort des Jahres“ eine Form der Sprachkritik, die die Bevölkerung für einen unangemessenen Umgang mit Sprache sensibilisieren und zur Reflexion anregen will.

Da das „Unwort des Jahres“ erst zu Beginn des neuen Jahres bekannt gegeben wird, konnten noch bis zum 31. Dezember Vorschläge bei der Jury eingereicht werden. Die Jury möchte vor allem auf Wörter aufmerksam machen, die gegen die Menschenwürde verstoßen, als diskriminierend wahrgenommen werden oder gegen die Grundlagen der Demokratie verstoßen.

Im letzten Jahr wurden der Begriff „alternative Fakten“ zum Unwort gewählt. Die Jury sah darin eine irreführende Formulierung, mit der falsche Behauptungen und Nachrichten in der öffentlichen Diskussion als legitim dargestellt werden sollen. In der Jury sitzen vor allem Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler . In diesem Jahr könnte der vom bayrischen Ministerpräsidenten geprägte Begriff „Asyltourismus “ gute Chancen auf das „Unwort des Jahres“ haben, zumindest lag „Asyltourismus“ hinsichtlich der Anzahl der Vorschläge aus der Öffentlichkeit vorne. Auch „Ankerzentren“ und „Anti-Abschiebe-Industrie“ waren unter den Einsendungen.

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Faszinierende Sprachen

Es gibt über 6.000 Sprachen auf der Welt. Leider verlassen uns immer wieder einige davon. Mit ihren Sprechern stirbt auch eine Sprache. Man sagt, dass über die Hälfte der zurzeit in aller Welt gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht sind.

Neben dem Tod der letzten Sprecher ist ein weiterer Grund, dass diese Sprachen von Eltern nicht mehr an ihre Kinder weitergegeben werden. Eltern entscheiden sich beispielsweise für eine Sprache mit mehr Prestige für ihre Kinder, die diese dann als Muttersprache lernen. Häufig spielen hier auch Migration und wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Einer These unter Sprachwissenschaftlern zufolge werden in den nächsten 100 Jahren ein großer Teil der heute gesprochenen Sprachen verschwinden.

Bekannte und unbekannte Sprachen

Neben den vielen bekannten Sprachen von Englisch über Suaheli bis Armenisch gibt es eine große Zahl an weniger bekannten Sprachen. Hierzu gehören beispielsweise Regionalsprachen, von denen das Katalanisch womöglich die bekannteste ist, und Kreolsprachen. Daneben existieren Mischsprachen wie das Michif in Kanada und sogar künstliche Sprachen wie Esperanto.

Regionalsprachen werden lediglich in einer bestimmten Region gesprochen. Gelegentlich wird auch der Begriff Minderheitensprache dem Begriff der Regionalsprache gleichgesetzt. Viele der bis heute in Europa gesprochenen Regionalsprachen wie das Baskische im Norden Spaniens oder das Bretonische an der Nordküste Frankreichs sind durchaus standardisiert, verfügen also über eine feste Grammatik und einen bestimmen Wortschatz. Oft sind auch mehr oder weniger große Ähnlichkeiten zur Hauptsprache des Landes zu erkennen. Einige Regionalsprachen sind allerdings auch Dialekten sehr ähnlich.

Regionalsprachen unter dem Schutz der EU

In der EU haben Regional- und Minderheitensprachen heute eine besondere Stellung und stehen seit 1992 unter dem Schutz der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Deutschland hat die Charta verifiziert, während Frankreich diesen Schritt bisher unterlassen hat. In Deutschland gilt das Niederdeutsche als Regionalsprache, während Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Romanes als Minderheitensprachen eingeordnet werden.

Niederdeutsch im hohen Norden

Niederdeutsch wird im Norden Deutschlands gesprochen und ist manchem sicher eher unter dem Namen Plattdeutsch geläufig. Übrigens wird auch in den Niederlanden Niederdeutsch gesprochen. Die Sprache lässt sich in zahlreiche Dialekte unterteilen, die teilweise dem Englischen und dem Friesischen sehr ähnlich sind.

Friesisch in Deutschland und den Niederlanden

Friesisch wird bis heute vor allem in den Niederlanden noch von rund 400.000 Menschen gesprochen. Nordfriesisch wird in Nordfriesland und auf Helgoland gesprochen. Sprecher der einzelnen Dialekte des Nordfriesischen können sich übrigens untereinander kaum verständigen. Das Nordfriesische weist nur noch wenige Sprecher auf und ist damit stark vom Aussterben bedroht.

Ostfriesisch wurde früher vor allem in Ostfriesland, in der Provinz Groningen und im nördlichen Oldenburg gesprochen. Die Sprache ist heute so gut wie ausgestorben. Hier wird jedoch noch das Saterfriesisch gesprochen.

Lebendiges Saterfriesisch

Diese Variante des Ostfriesischen wird in der Gemeinde Saterland im Landkreis Cloppenburg gesprochen. Allerdings gibt es nur noch rund 1.500 bis 2.500 Sprecher. Die Region ist damit eine der kleinsten Sprachinseln in Europa. Die Sprecher versuchen dennoch, ihre Sprache am Leben zu erhalten. Durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen wird auch das Saterfriesische geschützt und gefördert. Unter anderem gibt es in der Region zweisprachige Ortsschilder und auch in Schulen und Kindergärten können einige Schüler Saterfriesisch lernen.

Westfriesisch ist in der niederländischen Provinz Friesland verbreitet und wird dort bis heute von einigen hunderttausend Menschen als Muttersprache gesprochen.

Das Sorbische in der Lausitz

In der Ober- und Niederlausitz werden zudem das Obersorbische und das Niedersorbische gesprochen. Zwischen beiden Sprachgebieten gibt es einige Dialekte, die beide Sprachen verbinden. Das Sorbische gehört zu den slawischen Sprachen. In Sachsen und Brandenburg leben heute etwa 60.000 Sorben. Viele davon sprechen jedoch Deutsch als Muttersprache, daher wird die Sprecherzahl des Sorbischen deutlich geringer sein.

Zur Sprecherzahl liegen nur Schätzungen vor. Niedersorbisch sprechen wohl etwa 7.000 Menschen. Daher könnte die Sprache bald aussterben. Obersorbisch wird von rund 13.000 Menschen gesprochen.

Sorbisch im Schulwesen und den Medien

Im sorbischen Sprachgebiet ist die Sprache auch im Schulwesen verbreitet. An 25 Grundschulen und einigen weiterführenden Schulen wird die Sprache unterrichtet; an einigen Gymnasien müssen die Schüler das Fach Sorbisch sogar als Pflichtfach belegen.

Außerdem gibt es einige Zeitungen und Zeitschriften in sorbischer Sprache. Auch im Radio gibt es einige Programme auf Sorbisch und sogar Wikipedia hat beide Varianten der Sprache für sich entdeckt. In Leipzig widmet sich das Sorabistik-Institut der Universität Leipzig der Sprache.

Darüber hinaus ist in Deutschland Romani (hier auch als Romanes bekannt) als Minderheitensprache anerkannt. Romanes ist die Sprache der Roma und gehört zur indoarischen Sprachfamilie. Die Sprache ist damit beispielsweise mit Urdu und Hindi verwandt.

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