Deutsch wird nicht nun in Deutschland, sondern auch in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Teilen Belgiens und Luxemburgs. Dazu kommen weltweit weiter kleinere Sprechergemeinschaften. Rund 90 bis 105 Millionen Menschen auf der Welt sprechen Deutsch als Muttersprache, weitere 80 Millionen als Zweit- oder Fremdsprache. Dies ist wieder der Beginn einer kleinen Serie. Heute möchte ich einen Blick auf das Deutsch in der Schweiz werfen, weitere Varianten des Deutschen folgen in den nächsten Wochen.
Wortschatz ist unterschiedlich
Je nach Sprachgebiet gibt es einige Unterschiede. So gibt es in Österreich oder der Schweiz Wörter, die in Deutschland nicht verwendet werden. In der Deutschschweiz leben fast sechs Millionen Menschen, die Schweizerdeutsch sprechen. Vor allem in Zürich, Basel und Bern wird Deutsch gesprochen. Der Begriff Schweizerdeutsch umfasst dabei mehrere Dialekte, die zumeist im Alltag gesprochen werden. Das Schweizer Hochdeutsch nutzen die Menschen eher in Gespräche mit Schweizern aus anderen Landesteilen.
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf alle linguistischen Eigenheiten des Schweizer Hochdeutsch eingehen, sondern lediglich einen Überblick geben und dafür sensibilisieren, dass es von einer Sprache nicht nur eine festgelegte Variante gibt. Viele Sprachen der Welt haben regionale Eigenheiten und sind stetig im Wandel, was für mich Sprachen zu etwas sehr Faszinierendem macht.
Schweizer Hochdeutsch als Standardsprache in der Schweiz
Das Schweizer Hochdeutsch ist die Standardsprache in der Schweiz und Liechtenstein und eine Varietät der deutschen Sprache. Beispielsweise bei der Wortbildung, dem Wortschatz und der Aussprache gibt es einige Unterschiede zum in Deutschland gesprochenen Deutsch. Diese Besonderheiten, vor allem Begriffe, die es nur in der Schweiz gibt, werden Helvetismen genannt.
Das Schweizer Hochdeutsch wird oft nur schriftlich verwendet. Statt des ß schreiben die Schweizer zwei s. Auf vielen Computern fehlt sogar das ß. Auch die Umlaute ä, ö und ü werden häufig ae, oe und ue geschrieben. Allerdings werden beispielsweise Landschaftsbezeichnungen mit Umlaut geschrieben.
In Texten in den Medien, bei Behörden oder in Unternehmen wird in der Regel das Schweizer Hochdeutsch verwendet. Im mündlichen Gebrauch kommt das Schweizer Hochdeutsch beispielsweise im Schulunterricht oder in Nachrichtensendungen vor. Privat nutzen die Deutschschweizer das Schweizer Hochdeutsch in der Regel nur, wenn ihr Gesprächspartner den regionalen Dialekt nicht versteht. Übrigens werden in der Schweiz Dialekte sehr viel mehr geschätzt als in Deutschland.
Diglossie in der Schweiz
So wird deutlich, dass in der Schweiz eine Diglossie-Situation besteht. Standardsprache und Dialekte werden in unterschiedlichen kommunikativen Situationen verwendet und sind klar voneinander getrennt. Dennoch gehört das Schweizer Hochdeutsch zu den vier Amtssprachen des Landes. Viele Schweizer empfinden Hochdeutsch, dass sie oft in der Schule gelernt haben, aber als Fremdsprache.
Hier noch ein paar Beispiele für besondere Wörter im Schweizer Hochdeutsch:
Führerausweis = Führerschein
Peperoni = Paprika
Peperoncini = Peperoni
Tram = Straßenbahn
Entscheid = Entscheidung
parkieren = parken
Das Verb „parkieren“ ist ein Beispiel dafür, dass die französische Sprache großen Einfluss auf das Schweizer Hochdeutsch hat. Schon im 17. und 17. Jahrhundert wurden viele französische Wörter übernommen. Weitere Lehnwörter aus dem Französischen sind:
Coiffeur = Friseur
Glace (Glacé) = Eis
Velo = Fahrrad
Poulet = gebratenes Hähnchen
Dialekte im Alltag
Wie bereits gesagt werden im Alltag oft Dialekte gesprochen, die unter dem Begriff Schweizerdeutsch zusammengefasst werden. Bei diesen Dialekten handelt es sich aus sprachwissenschaftlicher Sicht um sogenannte alemannische Dialekte. Dieser Begriff bezieht sich auf Dialekte aus dem deutschen Sprachraum. Die einzelnen Dialekte unterscheiden sich teilweise sehr stark. In manchen Gegenden spricht jedes Dorf einen eigenen Dialekt.
Oft wird zwischen
- östlichem Schweizerdeutsch
- wesentlichen Schweizerdeutsch
- nördlichem Schweizerdeutsch und
- südlichem Schweizerdeutsch
unterschieden. Zwischen diesen vier Varianten gibt es insbesondere in der Aussprache deutliche Unterschiede. Zudem lassen sich diese vier Regionen nochmals unterteilen. Bei der Aussprache von Vokalen gibt es ebenso Unterschiede wie bei der Betonung und bei Wortendungen. Zudem wird oft und gerne die Verkleierungsform -li verwendet (beispielsweise „Hundeli“). Einige dieser Verkleinerungsformen haben es sogar in anderen Varianten des Deutschen geschafft. Ein Beispiel ist „Müesli“, das vielleicht bekannteste Wort aus dem Schweizerdeutsch. Sogar für Verben gibt es eine Verkleinerungsform.
Wörter aus dem Schweizerdeutsch
Hier noch eine kleine Auswahl typischer Wörter aus dem Schweizerdeutsch:
äxgüsi oder éxgüsee = Entschuldigung (von französisch „excusez“)
Büsi, Büüssi oder Busle = Katze
Kolleeg = Kumpel, Freund
merssi = Dankeschön (von französisch „merci“)
Zmittag = Mittagessen»
Zmorge = Frühstück
Znacht = Abendessen»
Ein weiteres bekanntes Wort aus dem Schweizerdeutsch ist übrigens das Wort Putsch, was man vielleicht bei der Schweiz, die oft wenig mit Themen wie Militär oder Armee verbindet, nicht unbedingt erwartet. Außerdem muss hier noch angemerkt werden, dass es für die Dialekte in der Schweiz keine einheitliche und standardisierte Rechtschreibung gibt. Eine Ausnahme bildet das Baseldeutsche, wo es beispielsweise bei der Basler Fasnacht festgelegt Schreibweisen gibt.
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